Kleingarten in Bielefeld

Shrunk Expand

Gartenirrtümer

Das haben wir schon immer so gemacht...

...und andere hartnäckige Gartenirrtümer

Rasen macht wenig Arbeit...

Eines der hartnäckigsten Irrtümer, das man immer wieder hört, ist dass Rasen wenig Arbeit macht. So sieht man auch immer wieder, dass Kleingärtner, wenn sie älter werden und die Arbeit schwerer fällt, vorhandene Beetflächen aufgeben und stattdessen Rasen einsähen, so dass nur noch das absolute Minimum an Nutzfläche vorhanden ist.

Natürlich hat auch der Rasen seine Daseinsberechtigung, z.B. als Fläche für den Liegestuhl oder für die Grillparty im Sommer.

An dieser Stelle muss aber einmal darauf hingewiesen werden, dass Rasen, oder auch die grüne Wüste genannt, alles andere als wenig Aufwand verlangt!

Als erstes ist hier das Mähen zu erwähnen. Möchte man wirklich einen Rasen haben und nicht eine buckelige Wiese, muss jede Woche einmal gemäht werden, zumindest in Zeiten in denen es ausreichend regnet. Wenn es nicht ausreichend regnet, im Sommer, muss der Rasen gegossen werden. Sonst verwandelt er sich schnell von der grünen in eine braune Wüste, die im Sommer leider recht häufig anzutreffen ist. Besonders gefördert durch zu kurzes Mähen am besten zur Mittagszeit, wenn die Sonne brennt. Dazu kommt an Arbeit neben dem Vertikutieren im Frühjahr auch das versäubern der Rasenkanten in regelmäßigen Abständen. Denn Rasen hat immer den Drang über die ihm zugeteilte Fläche heraus in Beete oder zwischen Gehwegplatten zu wachsen, aus denen er mühselig entfernt werden muss. Darüber freut sich dann ganz besonders der Rücken. Alternativ müsste man Rasenkantensteine verlegen, die kostspielig sind. Und auch für diese gilt: bei nicht regelmäßiger Pflege werden sie gerne vom Rasen vereinnahmt, der dann darüber hinaus wächst. Viele Menschen wollen zudem dass der Rasen tatsächlich eine grüne Wüste ist und kein Blümchen darin eine Chance hat. So werden Gänseblümchen, die sich gerne nach einiger Zeit im Rasen ansiedeln, akribisch entfernt. Ganz zu schweigen vom Löwenzahn, der wenn er nicht entfernt wird vom Rasen aus den ganzen Garten zu erobern versucht. Auch diese Tätigkeit ist eine Wahre Freude für den Rücken…

Vergleicht man Rasen mit einem Staudenbeet im Arbeitsaufwand, dann gewinnt ganz klar das Staudenbeet, das deutlich weniger Arbeit macht und zudem auch noch eine Nahrungsquelle für Bienen darstellt!

Denn Staudenbeete werden angelegt und müssen nur von Zeit zu Zeit, keinesfalls wöchentlich ausgeputzt werden. Dazu kommt das Teilen oder verjüngen von Stauden, dass aber wenn überhaupt nur alle paar Jahre nötig ist. Auch der Annahme, dass diese durch ständiges Hacken und Unkraut entfernen mehr Aufwand hervorrufen als Rasen muss hier einmal ganz klar widersprochen werden! Pflanzt man dicht genug, so dass wenig bis kein nackter Boden zwischen den Pflanzen vorhanden ist, dann haben unerwünschte Wildkräuter wenig Chancen sich anzusiedeln. Zudem können unbepflanzte Flächen durch Mulchen geschützt werden, was ebenfalls die Ansiedlung von Wildwuchs verhindert. Durch Mulchen und eine geschickte Auswahl an Pflanzen kann man zudem den Gießaufwand verringern. Dieser ist dann nicht höher, eher noch geringer als bei Rasen, zumindest wenn dieser eben keine braune Wüste sein soll! Eine andere schöne und nützliche Alternative zur grünen Wüste ist die Aussaat von Mischungen für Insektenwiesen. Diese enthalten verschiedene Blühpflanzen, die Nahrung für Bienen darstellen und zudem oft sehr robust sind und wenig Wasser benötigen. Auch sie machen deutlich weniger Arbeit als Rasen!

In Kleingärten ist nur maximal ein drittel Rasenfläche erlaubt. Ob man sich die Arbeit machen möchte und dieses Drittel voll ausnutzt sollte gut überlegt sein – es gibt schönere und nützlichere Alternativen, die zudem weniger Aufwand bereiten!

Der Garten muss einmal im Jahr umgegraben werden....

Wenn über Gartenarbeit gesprochen wird, hört man sehr oft davon, wie schwer doch das Umgraben des Gartens ist und das dies ja jedes Jahr gemacht werden muss. Es wird sogar oft als Grund genannt, weshalb jemand keinen Garten bewirtschaften kann, weil der Rücken das Umgraben nicht mitmacht. In diesem Zusammenhang wird auch oft von der sogenannten Frostgare gesprochen, durch die der Boden erst feinkrümelig wird.

Hier handelt es sich um ein Ritual aus vergangenen Zeiten, dass anscheinend nicht ausurotten ist, auch wenn der Rücken zwickt. Bei den Böden in unserer Anlage handelt es sich um recht sandige Böden, die je nach Bearbeitung der Vorbesitzer, mehr oder weniger humos sind und auch einen kleineren Lehmanteil besitzen. Diese Böden sind als leichte Böden einzustufen. Durch jährliches Umgraben wird in der Regel hier nur bewirkt, dass der Sand immer wieder nach oben gebracht wird und die Humusschicht, die sich im laufe der Vegetationsperiode gebildet hat nach unten. Der Boden wird durch das ständige umgraben also eher verschlechtert als verbessert.

Umgraben ist hier eigentlich nur sinnvoll, wenn im Herbst Gründünger ausgesäht wurde und die groben abgestorbenen Pflanzenreste als Düngung untergemacht werden sollen. Hier sollte beachtet werden nicht zu tief umzugraben! Wird dagegen Kompost oder anderer Dünger auf die Beete aufgebracht, sollte dieser nur oberflächlich (in die obersten 5-10cm) etwas eingearbeitet werden. Die düngenden Bestandteile werden so kontinuierlich an die Pflanzen abgegeben. Werden sie dagegen untergegraben, sind sie zwar eventuell kurzfristig an den Wurzeln verfügbar, werden jedoch schnell in untere Bodenschichten, die hier aus reinem Sand bestehen ausgewaschen – sie landen im Zweifelsfall über kurz oder Lang in der Lutter. gehen also im Wahrsten Sinne den Bach hinunter.

Sinnvoller ist es hier den Boden nur mit der Grabgabel zu lockern und Kompost mit der Harke oder dem Sauzahn leicht einzuarbeiten. Das ist auch weniger anstrengend. Es profitiert neben den Pflanzen auch der Rücken davon!

Übrigens….

wenn man ein Beet neu anlegen möchte, an Stellen an denen sich zuvor so etwas ähnliches wie “Rasen” oder eher Wiese befand, kann man natürlich umgraben. Hartnäckige Wildkräuter wie Löwenzahn und Quecke oder Giersch und Hahnefuß werden aber leider schneller wieder da sein als man Kulturpflanzen auf den Acker gebracht hat. Der Grund dafür ist, dass diese Pflanzen zähe Wurzelausläufer besitzen, aus denen sie schnell wieder austreiben. Sie werden dadurch oft sogar noch vermehrt…. Zudem ist unter solchen Flächen meist nur eine geringe Humusschicht vorhanden, die durch das Umgraben tief nach unten verbracht wird.

Wer etwas Zeit hat und das Problem einfach und mit wenig Anstrengung lösen möchte, legt für eine Saison dunkle wasserdurchlässige Folie oder auch Pappen auf die Fläche. Die Wildkräuter sterben darunter ab und man erhält wunderbaren fruchtbaren Boden, auf dem die Humusschicht komplett noch erhalten ist. Eventuell überleben noch vereinzelt Wildkräuter wie der hartnäckige Löwenzahn, die aber nach Entfernen der Folie gut erkennbar sind. Wenn man den Boden dann mit der Grabgabel lockert, können sie leicht entfernt werden.



Comments are closed.